Manchmal ist einfach alles zu viel – ein:e Mitarbeiter:in bricht am Arbeitsplatz in Tränen aus.
Weinen am Arbeitsplatz kann eine heikle und emotionale Situation darstellen, sowohl für die Person, die weint, als auch für die umstehenden Kolleg:innen und besonders für die Führungskraft.
Wie gehst du als Führungskraft am besten damit um, wenn jemand aus deinem Team weint?
Diese Momente erfordern Sensibilität, Empathie und vor allem eine besonnene Reaktion. Mit dem richtigen Umgang kannst du nicht nur die Situation deeskalieren, sondern auch das Vertrauen und die Beziehung zu deinem Teammitglied stärken.
Es kann allerdings auch einiges schief gehen.
Hier ist eine Liste der 10 größten Fehler, die dir passieren können, wenn jemand aus deinem Team weint:
#1: Ignorieren des Weines
Einfach so tun, als ob nichts passiert, ist keine Lösung. Die oder der betroffene Mitarbeiter:in fühlt sich dadurch missachtet, unverstanden und nicht gesehen.
Warum? Ignorieren kann das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit verstärken. Es zeigt mangelnde Empathie und kann das Vertrauen langfristig beeinträchtigen.
Was tun? Du fühlst dich als Führungskraft mit der Situation überfordert? Sprich das aus: „Ich sehe, dass du weinst. Mit dieser Situation kann ich nicht gut umgehen. Trotzdem möchte ich dich gerne unterstützen.“ Das kann Wunder wirken.
#2: Übertriebene Reaktion
Übermäßiges Mitleid oder Aufgeregtheit können die Situation verschlimmern und den Mitarbeiter zusätzlich unter Druck setzen.
Warum? Eine übertriebene Reaktion kann den Eindruck erwecken, dass das Weinen ein großes Problem darstellt und zu weiterer Verunsicherung führen.
Was tun? Bleib ruhig. Achte erst mal drauf, wie es dir selbst mit dieser Reaktion geht. Reiche der weinenden Person ganz in Ruhe ein Taschentuch.
#3: Sofort nach dem Grund fragen
Unmittelbar nach dem Grund für die Tränen zu fragen, kann als unangebracht und aufdringlich empfunden werden.
Warum? Dein:e Mitarbeiter:in braucht möglicherweise erst etwas Zeit, um sich zu beruhigen, bevor er oder sie über die Ursachen sprechen kann. Deine Neugierde ist unangebracht.
Was tun? Es kann hilfreich sein, einfach präsent und unterstützend zu sein. Sag, dass du gerne da bist und wenn es etwas zu teilen gibt, dass du dir Zeit nimmst und zuhörst.
#4: Unangemessene Kommentare oder gar Scherze machen
Versuche nicht, die Situation durch unpassende Kommentare oder Scherze zu entschärfen.
Warum? Dies kann als respektlos und unsensibel empfunden werden und die Situation verschlimmern.
Was tun? Am besten, sagst du möglichst wenig. Bleib ruhig, spür deinem Atem nach und versuche, die Situation im Griff zu behalten. Das kann in Ruhe und ohne viele Worte stattfinden.
#5: Die Emotionen herunterspielen
Sätze wie “Das ist doch nicht so schlimm” oder “Reiß dich zusammen” sind kontraproduktiv.
Warum? Solche Aussagen können das Gefühl vermitteln, dass die Gefühle deiner Mitarbeiterin nicht ernst genommen werden und sind daher wenig hilfreich.
Was tun? Nimm dein Gegenüber ernst. Aber lass die Gefühle und Emotionen dort, wo sie hingehören: bei deinem Gegenüber.
#6: Keine Privatsphäre bieten
Den Mitarbeiter in einer offenen Büroumgebung weinen zu lassen, ohne Rückzugsmöglichkeiten anzubieten, ist keine gute Idee. Wenn das Weinen im Meeting passiert, solltest du eine Pause machen.
Warum? Ein privater Raum kann dem Mitarbeiter helfen, sich sicherer zu fühlen und seine Emotionen in einem geschützteren Umfeld auszuleben.
Was tun? Unterbrich dein Meeting oder die aktuelle Arbeitssituation und sorge für Rückzugsmöglichkeiten. Das stört deinen aktuellen Tagesablauf? Ja, das ist leider so – Führung wird von Zeit zu Zeit durch unvorhergesehenes unterbrochen.
#7: Keine Unterstützung anbieten
Einfach nur dabei zu stehen und nichts zu tun, zeigt wenig Engagement.
Warum? Aktive Unterstützung kann viel bewirken und dem Mitarbeiter das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Es kann schon ausreichen, ein Taschentuch anzubieten.
Was tun? Versuche nachzuspüren, was jetzt die passende Hilfe ist, die du anbieten kannst – ohne dabei über deine eigenen Grenzen zu gehen.
#8: Zu viel Druck auf eine schnelle Lösung ausüben
Manchmal braucht es Zeit, um emotionale Probleme zu lösen. Komm nicht gleich mit einer Lösung um die Ecke.
Warum? Druck auf eine schnelle Lösung kann zusätzlichen Stress verursachen und die Situation verschlechtern.
Was tun? Höre zu, lass der Person Zeit, selber eine Lösung zu finden. Stelle hilfreiche Fragen (anstatt Lösungen anzubieten).
#9: Das Weinen als Schwäche interpretieren
Wir lachen gemeinsam – wir weinen gemeinsam. Weinen am Arbeitsplatz als Schwäche zu betrachten, ist ein überholtes und schädliches Konzept.
Warum? Jeder Mensch hat Emotionen, und das Zeigen dieser Emotionen ist ein Zeichen von Authentizität und Menschlichkeit, nicht von Schwäche.
Was tun? Lass die Bewertung der Situation einfach komplett weg. Ein Mitarbeiter weint: das ist ein Fakt, der keine weitere Bewertung braucht.
#10: Keine Nachsorge betreiben
Nach der akuten Situation einfach zur Tagesordnung überzugehen, kann als Desinteresse gedeutet werden.
Warum? Eine Nachbesprechung und das Anbieten weiterer Unterstützung zeigen, dass du dich wirklich kümmerst und den Mitarbeiter nicht alleine lässt.
Was tun? Vereinbare zeitnah einen Termin, indem du dir nochmal Zeit nimmst um nachzuhaken, wie es deine:r Mitarbeiter:in nun geht. Natürlich völlig freiwillig und als Angebot formuliert.
Fazit: Das machen richtig gute Führungskräfte in emotionalen Momenten
Wenn ein:e Mitarbeiter:in weint, ist es wichtig, als Führungskraft ruhig und besonnen zu reagieren. Hier sind einige Schritte, die du unternehmen kannst:
Bleib ruhig und präsent: Zeige, dass du da bist und bereit bist zu helfen, ohne überzureagieren.
Biete Privatsphäre an: Frage, ob der Mitarbeiter an einen ruhigeren Ort gehen möchte.
Höre zu: Oft hilft es schon, einfach zuzuhören – spare dir gute Tipps.
Zeige Empathie: Drücke dein Verständnis aus und signalisiere, dass es in Ordnung ist, Emotionen zu zeigen.
Frag, was jetzt hilft: „Was würde dir jetzt helfen?“ ist eine einfache, aber wirkungsvolle Frage.
Biete praktische Hilfe an: Falls nötig, hilf dabei, die Arbeit umzuorganisieren oder Unterstützung zu finden.
Nachsorge betreiben: Ein Follow-up-Gespräch zeigt, dass du langfristig an dem Wohlergehen deines Mitarbeiters interessiert bist.
Weinen am Arbeitsplatz kann der Beweis dafür sein, dass du einen sicheren Ort geschaffen hast.
Emotionale Momente am Arbeitsplatz können schnell entstehen – wie du als Führungskraft damit umgehst, macht den Unterschied.
Mit Empathie, Geduld und einer besonnenen Herangehensweise kannst du nicht nur die Situation entschärfen, sondern auch das Vertrauen und die Loyalität deines Teams stärken.
Weinen am Arbeitsplatz ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen dafür, dass Menschen ihre Emotionen zeigen können – und das ist in einer unterstützenden und respektvollen Arbeitsumgebung absolut in Ordnung.
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