Stell dir vor, du betrittst einen Besprechungsraum. Vor dir sitzt ein Team, das auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnte:
da ist Anna, die immer erst einmal nachdenkt, bevor sie spricht, während Paul sofort seine Ideen in den Raum wirft. Jonas, der mit jeder Regel bricht, weil er überzeugt ist, dass es immer einen besseren Weg gibt, und Lisa, die akribisch an den Details arbeitet und nie etwas dem Zufall überlässt.
Jede:r bringt die eigene Persönlichkeit in die Gruppe ein, und du als Führungskraft stehst vor der Herausforderung, all diese Stärken und Eigenheiten zu einem harmonischen und effektiven Team zu formen.
Hier kommen die Big Five der Persönlichkeit ins Spiel:
Sie helfen dir zu verstehen, wie Menschen ticken – wie sie arbeiten, kommunizieren und Entscheidungen treffen – das gilt für dich genauso wie für die Menschen in deinem Team.
Diese Erkenntnisse sind besonders wertvoll, wenn es darum geht, erfolgreiche Teams zu leiten und eine produktive Zusammenarbeit zu fördern.
Lass uns also genauer auf diese Persönlichkeitsmerkmale – die Big Five – mit ihren Charaktereigenschaften schauen. Dieser Ansatz ist durch tausende wissenschaftlicher Studien belegt und gilt heute international als das Gold-Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung – und in HR.a
Die Big Five setzen sich zusammen aus den Charaktereigenschaften:
- Introversion vs. Extraversion
- Gewissenhaftigkeit vs. Flexibilität
- Kooperation vs. Wettbewerb
- Offenheit vs. Gewissenhaftigkeit
- Sensibilität vs. Emotionale Stabilität
Hier zeige ich dir, wie die unterschiedlichen Ausprägungen der Charaktereigenschaften Teamdynamik und Führung beeinflussen – und wie du diese Erkenntnisse praktisch nutzen kannst.
Introversion vs. Extraversion
Das passiert in der Zusammenarbeit im Team:
Introvertierte Menschen neigen dazu, Energie durch Reflektion und ruhige Umgebungen zu tanken, während Extravertierte ihre Kraft aus sozialen Interaktionen schöpfen. In einem Team können introvertierte Mitglieder durch tiefgründige Überlegungen glänzen, während extravertierte Personen oft die Kommunikation und den Austausch fördern.
Teams, die sich der unterschiedlichen Energiequellen ihrer Mitglieder bewusst sind, können die Stärken beider Pole nutzen: Ruhephasen für konzentriertes Arbeiten und aktiven Austausch für Kreativität und Ideenentwicklung.
Das ist für dich als Führungskraft wichtig:
Für Führungskräfte ist es wichtig, sowohl introvertierte als auch extravertierte Mitarbeitende entsprechend ihrer Präferenzen einzubeziehen. Introvertierte benötigen oft Raum für individuelle Vorbereitungen, während extravertierte gern im Team Entscheidungen diskutieren und es nicht wuselig genug sein kann.
Erfolgreiche Führungskräfte schaffen eine Balance, indem sie sowohl stille als auch lautere Stimmen gleichwertig berücksichtigen und eine entsprechende Arbeitsumgebungen anbieten.
Gewissenhaftigkeit vs. Flexibilität
Das passiert in der Zusammenarbeit im Team:
Hoch gewissenhafte Menschen arbeiten strukturiert und folgen Plänen akribisch, was insbesondere bei der Detailarbeit von Vorteil ist. Flexible Teammitglieder hingegen bevorzugen spontane Arbeitsweisen und reagieren schnell auf Veränderungen.
In einem ausgewogenen Team ergänzen sich beide Charakterzüge perfekt:
Gewissenhafte Personen sorgen für Stabilität und Präzision, während flexible Teammitglieder dafür sorgen, dass das Team auch in unvorhergesehenen Situationen agil bleibt.
Das ist für dich als Führungskraft wichtig:
Als Führungskraft bedeutet dies, sensibel auf die Bedürfnisse beider Typen einzugehen.
Für gewissenhafte Mitarbeitende sollten klare Strukturen, feste Termine und transparente Ziele vorgegeben werden. Flexible Mitarbeitende wiederum profitieren von Freiräumen und der Möglichkeit, eigene kreative Lösungen zu entwickeln.
Eine ausgewogene Führung erkennt, wann feste Strukturen nötig sind und wann Flexibilität den größten Nutzen bringt.
Kooperation vs. Wettbewerb
Das passiert in der Zusammenarbeit im Team:
Kooperative Teammitglieder legen großen Wert auf Harmonie und Zusammenarbeit, während wettbewerbsorientierte Kollegen oft durch die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung und Konkurrenz motiviert werden.
Ein kooperativer Ansatz fördert den Zusammenhalt und die Teamentwicklung, während Wettbewerb den Anreiz zur individuellen Spitzenleistung bietet.
Teams, die beides bewusst steuern, können einerseits kollektive Erfolge feiern und andererseits den Ehrgeiz fördern, Bestleistungen zu erbringen.
Das ist für dich als Führungskraft wichtig:
Führungskräfte müssen abwägen, wann Wettbewerb förderlich ist und wann Zusammenarbeit Priorität haben sollte. Ein rein kompetitives Umfeld kann den Teamgeist schwächen, während zu viel Kooperation möglicherweise die Leistungsfähigkeit einzelner hemmt.
Ein gut ausbalancierter Führungsstil setzt sowohl auf Anreize für individuelle Leistungen als auch auf gemeinschaftliche Ziele, bei denen die Teamleistung im Fokus steht.
Offenheit vs. Gewissenhaftigkeit
Das passiert in der Zusammenarbeit im Team:
Offene Menschen sind kreativ und experimentierfreudig, sie hinterfragen bestehende Prozesse und bringen frische Ideen ins Team. Gewissenhafte Teammitglieder hingegen achten darauf, dass bestehende Regeln und Strukturen eingehalten werden.
In einem dynamischen Umfeld sorgt Offenheit für Innovationskraft, während Gewissenhaftigkeit die Umsetzbarkeit und Nachhaltigkeit der Ideen garantiert. Gemeinsam entwickeln solche Teams innovative, aber realistische Lösungen.
Das ist für dich als Führungskraft wichtig:
Führungskräfte sollten die Balance zwischen Offenheit und Gewissenhaftigkeit in ihrem Team erkennen und fördern. Offenen Mitarbeitenden bieten sie Raum für kreative Prozesse und Experimente, während sie gewissenhafte Mitarbeitende in der Planung und Umsetzung einbeziehen, um sicherzustellen, dass die kreativen Ansätze auch effektiv umgesetzt werden.
Diese Mischung aus Vision und Umsetzungsstärke ist der Schlüssel für langfristigen Erfolg.
Sensibilität vs. Emotionale Stabilität
Das passiert in der Zusammenarbeit im Team:
Sensible Teammitglieder haben ein ausgeprägtes Gespür für die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kollegen und können Spannungen frühzeitig erkennen und entschärfen. Emotional stabile Personen hingegen bleiben auch in stressigen Situationen ruhig und gefasst.
Sensibilität fördert das soziale Wohlbefinden im Team, während emotionale Stabilität sicherstellt, dass das Team auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig bleibt.
Das ist für dich als Führungskraft wichtig:
Als Führungskraft ist es entscheidend, diese Unterschiede zu verstehen. Sensible Mitarbeitende benötigen oft ein empathisches Umfeld und eine Führungskraft, die ihre Bedürfnisse erkennt und wertschätzt. Emotional stabile Mitarbeitende hingegen können als Anker in Krisen fungieren.
Erfolgreiche Führungskräfte schaffen es, sensible Mitarbeitende zu unterstützen, während sie auf die Stabilität und Gelassenheit ihrer anderen Teammitglieder zählen, um das Team in herausfordernden Situationen zu stabilisieren.
Fazit: Die Big Five als Schlüssel zur effektiven Teamarbeit und Führung
Die Big Five der Persönlichkeit bieten wertvolle Einblicke in die individuelle Arbeitsweise und das Verhalten im Team.
Führungskräfte, die diese Persönlichkeitsmerkmale verstehen und bewusst steuern, schaffen ein Umfeld, in dem sowohl individuelle als auch kollektive Stärken zur Geltung kommen. Das LINC-Persönlichkeitsprofil hilft dabei, diese Gegensätze zu erkennen und optimal für die Teamdynamik und die eigene Führung zu nutzen.
Indem du die Vielfalt der Persönlichkeiten in deinem Team respektierst und gezielt förderst, kannst du nicht nur die Zusammenarbeit verbessern, sondern auch als Führungskraft wachsen – und das Beste aus allen herausholen.